„Sie tut, was sie soll“

Bei Familie Hubert ist seit ca. zehn Jahren eine Wärmepumpe im Einsatz. B304.de hat mit Stefan Hubert darüber gesprochen und unter anderem erfahren, was die Wärmepumpe mit seinem Wunsch nach Windkraft auf Gemeindegebiet zu tun hat.

B304.de: Herr Hubert, Wärmepumpen sind ja seit einiger Zeit in aller Munde. Sie haben seit mehreren Jahren eine Wärmepumpe im Einsatz. Wie kam es bei Ihnen dazu?

Stefan Hubert: Wir haben 2015 unser kleines Reihenhaus hier in Vaterstetten gekauft. Wie auch die anderen Häuser unserer Siedlung, war unser Haus bereits seit seinem Bau (2011) mit einer Wärmepumpe als Heizung ausgestattet. Der Hauskauf war mein erster Berührungspunkt mit der Wärmepumpentechnik. Viele Häuser unserer Siedlung, auch das unsrige, sind zudem mit Sonnenkollektoren auf dem Dach (Solarthermie) – zur Unterstützung der Warmwasserversorgung – ausgestattet. Ich war neugierig, wie gut das alles funktionieren würde.

Erklären Sie doch mal kurz, welche Art von Wärmepumpe es ist und wie das Haus und die Heizung ausgestaltet sind.

Wir haben ein Reihen-Mittel-Haus. Dadurch haben wir wenig Außenwände. Unser Haus ist, wie gesagt, neueren Baujahres. Es ist – so denke ich – vergleichsweise gut isoliert, was z. B. Fenster und Dach anbelangt. Bei uns wird das Haus komplett, also Keller und Dachgeschoss eingeschlossen, geheizt. Das sind insgesamt ca. 175 Quadratmeter Zimmerfläche. Wir haben überall Fußbodenheizung. Unsere Wärmepumpe ist eine sogenannte Luft-Wasser-Wärmepumpe. Sie saugt Außenluft an, entnimmt ihr Wärme, mit der sie schließlich Wasser erwärmt und die abgekühlte Luft wieder nach draußen bläst. Die Wärmepumpe erwärmt unser Brauchwasser im Warmwassertank und den Wasserkreislauf unserer Fußbodenheizung.

Was können Sie zum Energieverbrauch Ihrer Wärmepumpe sagen?

Die Anlage verbraucht bei uns zwischen 3.000 und 4.000 kWh Strom pro Jahr. Das entspricht so ca. 25 kWh pro Jahr und pro beheiztem Quadratmeter. Bei besonders niedrigen Temperaturen der Außenluft – also wenn die Wärmepumpe an ihre Leistungsgrenze kommt – wird ein sogenannter Nach-Erhitzer zugeschaltet. Dann wird besonders viel Strom verbraucht. Laut Anzeige sind seit Inbetriebnahme ca. 5 Prozent der erzeugten Wärmemenge für die Heizung und weniger als 1 Prozent der Wärmemenge für das Brauchwasser auf diese weniger effiziente Art erzeugt worden.

Sie brauchen kein Öl, Gas oder andere Brennstoffe. Dafür ist Ihre Stromrechnung höher. Sie haben ja auch eine Photovoltaikanlage. Wie viel vom Strom, den die Wärmepumpe braucht, können sie denn selbst produzieren?

Die Wärmepumpe verbraucht hauptsächlich Strom in den Wintermonaten, in denen wir tendenziell zu wenig Solarstrom produzieren. Im Sommer – mit Solarstrom im Übermaß – ist die Heizung abgeschaltet. Warmes Brauchwasser haben wir im Sommer überwiegend ohne den Einsatz der Wärmepumpe von den Sonnenkollektoren. Ich schätze, dass wir zwischen einem Viertel und einem Drittel des Stroms für die Wärmepumpe selbst produzieren.

Wie zufrieden sind Sie insgesamt mit Ihrer Wärmepumpe?

Also, mir ist zunächst mal wichtig, dass die Anlage ihren Zweck gut und zuverlässig erfüllt. Und das tut sie. Wir mussten nur einmal bei einer Fehlfunktion den Handwerker rufen, der uns aber schnell helfen konnte. Die Anlage läuft nun bereits fast 13 Jahre. Darüber hinaus freut es mich, dass wir im laufenden Betrieb der Anlage auf Treibhausgas-Neutralität vorbereitet sind (Dazu fehlt noch eine komplett CO2 freie Stromerzeugung). Was die Energiekosten angeht, so ist das derzeitige Verhältnis von Strom und Gaspreis hierzulande noch nicht immer Vorteilhaft für Wärmepumpen. Wenn man aber bedenkt, dass wir einen Anteil günstigen, selbst erzeugten Strom dafür verwenden können, dann schaut es auch von den Kosten her gut für uns aus.

Was würden Sie mit der Erfahrung der vergangenen Jahre heute anders machen, wenn Sie sich für eine Heizanlage in Ihrem Haus entscheiden müssten?

Heute würde ich wahrscheinlich eine Fernwärmeversorgung erwägen. Eine Erschließung unserer Siedlung ist aber noch nicht absehbar. Ich könnte mich absolut beruhigt wieder auf eine Luft-Wasser-Wärmepumpe einlassen. Ich würde darauf achten, dass sich die Effizienz der Wärmepumpe besser überwachen lässt, dass sie weniger Strom im Bereitschaftsmodus verbraucht und, dass sie sich intelligenter steuern ließe, also dass sie Betrieb bevorzugt, während Solarstrom verfügbar ist.

Was wollen Sie unseren Lesern in Sachen Wärmewende noch mit auf den Weg geben?

Ich sehe, dass wir mehr Strom – vor allem auch im Winter – für die Wärmeversorgung brauchen werden, wenn wir uns von fossiler Wärme nach und nach verabschieden müssen. Auch die geplante Geothermie und das Fernwärmenetz auf Gemeindegebiet braucht Strom zur Förderung und Verteilung. Im Übrigen wünsche ich mir, dass ein möglichst großer Teil des Energiebedarfs in unserer Region selbst erzeugt wird. Idealerweise sogar auf Gemeindegebiet. Ich fände das prima, weil es Abhängigkeit reduziert und Wertschöpfung in der Region belässt. Mit der wachsenden Anzahl an Photovoltaik-Anlagen und den örtlichen Biogasanlagen sind wir – denke ich – auf einem guten Weg zu mehr Unabhängigkeit. Aber ganz ehrlich…., das reicht nicht. Wir sehen es im Kleinen an unserm Haus. Wir können im Winter nicht genügend Solarstrom produzieren, um den Bedarf zu decken. Windkraftanlagen sind die passende – meiner Meinung nach notwendige – Ergänzung. Von daher macht es mich traurig, wenn ich Tendenzen wahrnehme, der Windkraft auf Gemeindegebiet Steine in den Weg zu legen. Ich sehe, dass wir Windkraft insbesondere auch für die Wärmewende brauchen werden.

Der Artikel ist in der Juli-Ausgabe der B304.de erschienen.

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