Ressourcenschonung beim Kleidungskauf

„Mode mit Maß: Wie wir mit weniger Kleidung mehr bewegen können“

Kleidung als Konsumgut mit Folgen

In Deutschland werden jedes Jahr rund 5 Milliarden Kleidungsstücke gekauft – ein wahrer Berg an Textilien. Vieles davon wird kaum oder gar nicht getragen und landet schnell im Müll. Dabei begleitet uns Mode täglich – vom T-Shirt bis zum Wintermantel. Doch kaum ein anderer Konsumbereich ist so ressourcenintensiv wie die Textilproduktion.
Die globale Textilindustrie verursacht etwa 10 Prozent der weltweiten CO-Emissionen und zählt nach der Ölindustrie zu den größten Umweltverschmutzern überhaupt. Es lohnt sich also, wählerisch zu sein: Schon ein bewussterer Konsum könnte 100 Millionen Kleidungsstücke – rund zwei Prozent des gesamten Bedarfs – einsparen.

Von der Faser bis zum fertigen Kleidungsstück

Die Textilproduktion beginnt mit der Faserherstellung – ob Baumwolle, Polyester, Wolle oder Viskose. Jede Faser hat ihre eigenen ökologischen Herausforderungen:

  • Baumwolle: Für ein Kilogramm Baumwolle werden bis zu 10 000 Liter Wasser benötigt. Häufig kommen Pestizide und Düngemittel zum Einsatz, die Böden und Gewässer belasten.
  • Synthetische Fasern wie Polyester oder Nylon basieren auf Erdöl, sind energieintensiv und setzen beim Waschen Mikroplastik frei.
  • Viskose und Lyocell können nachhaltiger sein – abhängig von der Holzherkunft und der chemischen Aufbereitung.

Auch die Weiterverarbeitung – Spinnen, Färben, Nähen – verbraucht viel Energie und Chemikalien. Besonders das Färben kann problematisch sein, wenn Abwässer ungefiltert in Flüsse gelangen. In vielen Produktionsländern wie Bangladesch oder Pakistan sind zudem die Arbeitsbedingungen prekär. Siegel wie Fairtrade oder GOTS schaffen hier mehr Transparenz.

Langlebigkeit statt Fast Fashion

Im Schnitt kaufen Deutsche 60 Kleidungsstücke pro Jahr – und tragen sie nur halb so lange wie noch vor 15 Jahren. Dabei gilt: Wird ein Kleidungsstück doppelt so lange genutzt, halbiert sich sein ökologischer Fußabdruck fast.
Drei einfache Wege zu mehr Nachhaltigkeit:

  • Bewusst pflegen: Niedrige Waschtemperaturen, Lufttrocknen statt Trockner, Reparieren statt Wegwerfen.
  • Minimalismus leben: Weniger, aber vielseitig kombinierbare Kleidung reduziert Überfluss.
  • Qualität vor Quantität: Hochwertige Stoffe und gute Verarbeitung lohnen sich langfristig.
Nachhaltig einkaufen – Siegel helfen

Beim Neukauf lohnt der Blick auf Qualität, Herkunft und Materialien. Orientierung bieten Nachhaltigkeitssiegel:

  • GOTS (Global Organic Textile Standard): Strenge ökologische und soziale Kriterien.
  • Fair Wear Foundation: Fokus auf faire Arbeitsbedingungen.
  • Blauer Engel / EU Ecolabel: Umweltfreundliche Herstellung.

Einen Überblick bietet das Portal Siegelklarheit, das Glaubwürdigkeit und Umweltfreundlichkeit bewertet. Immer mehr Marken setzen zudem auf Kreislaufwirtschaft, also Recycling von Textilfasern oder Mietmodelle. Auch regionale Produktion und Naturfasern aus kontrolliertem Anbau gewinnen wieder an Bedeutung.

Gebrauchte Textilien: Wiederverwenden statt Wegwerfen

Etwa 70 Prozent der gesammelten Alttextilien in Deutschland werden wiederverwendet oder recycelt – doch viele landen im Ausland und verdrängen dort lokale Märkte.
Alternativen sind:

  • Kleidertauschpartys oder Online-Plattformen wie Vinted, Fairnica oder Kleiderei.
  • Upcycling, also das kreative Umarbeiten alter Stücke – ressourcenschonend und individuell.
  • Spenden mit Bedacht: Nur saubere, tragfähige Kleidung an seriöse Stellen geben.
Was die Politik plant

Bis Ende der 2020er-Jahre sollen Hersteller, Importeure und Händler in der EU stärker in die Verantwortung genommen werden. Vorgesehen sind unter anderem:

  • Erweiterte Herstellerverantwortung: Unternehmen müssen Rücknahme, Recycling und Wiederverwertung ihrer Produkte organisieren.
  • Strengere Designvorgaben: Kleidung soll reparierbar und aus recycelten Fasern gefertigt sein.
  • Mehr Transparenz: Herkunft, Materialzusammensetzung und Recyclingfähigkeit sollen künftig verpflichtend ausgewiesen werden.

Diese Maßnahmen sind Teil der EU-Strategie für nachhaltige und kreislauforientierte Textilien, die bis 2030 umgesetzt werden soll.

Fazit: Weniger, besser, länger

Man muss nicht auf Gesetze warten, um nachhaltiger zu handeln. Jeder kann sofort beginnen – durch bewusste Entscheidungen: weniger, aber bessere Kleidung, sorgfältige Pflege und Wertschätzung für das, was man trägt.
Nachhaltige Mode bedeutet nicht Verzicht auf Stil, sondern Verantwortung gegenüber Mensch und Umwelt. Denn Mode mit Maß ist immer die bessere Wahl.

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