Geothermie bei uns

Beim vorigen Thema des Monats „Geothermie bei unseren Nachbarn“ wurden die geologischen Vorteile unserer Region erwähnt. Heute möchten wir noch die Bedeutung der Energieeffizienz von Heizsystemen ansprechen. Dies ist besonders wichtig, weil beim notwendigen Ersatz der fossilen Energieträger Gas, Öl, und Kohle auch Wasserstoff und synthetische Brennstoffe, wie Bio-Methan in der Diskussion sind. Bei fast allen Heizystemen zum Ersatz von fossilen Energieträgern spielt „grüner“ Strom eine Rolle. Die Menge des benötigten Stroms spielt also eine entscheidende Rolle, sowohl für die Wirtschaftlichkeit einer einzelnen Anlage als auch für die Anforderungen an den Ausbau der Stromnetze. Und hier zeigen sich gewaltige Unterschiede bei den Heizsystemen. Mit 1 kWh elektrischer Energie, natürlich CO2-frei erzeugt, lässt sich mit verschiedenen Heizsystemen die folgende Menge Heizenergie bereitstellen:

Der Einsatz von Wasserstoff oder synthetischem Methan in Gasbrennern (immer noch vorhandene trügerische Hoffnung) benötigt also einen 5 bis 6 mal mehr Energie als eine Wärmepumpe für die gleiche bereitgestellte Wärmeenergie. An diesem Verhältnis wird sich auch zukünftig nicht viel ändern, denn es basiert auf Naturgesetzten der Physik und Chemie. Die Solarthermie und die Biomasse wurden in diese Betrachtung nicht einbezogen, weil der Stromanteil nicht signifikant ist.

Dass der Stromverbrauch bei der Tiefengeothermie so günstig ausfällt, hat zur Folge, dass die Stromnetze weniger belastet werden und dass Strompreisschwankungen sich nicht stark auf die Fernwärme-Energiepreise auswirken.

Hydrothermale Tiefengeothermie

In der in etwa 3.000 Metern Tiefe befindlichen thermalwasserführende Kalksteinschicht (Malm) ist mit Temperaturen von etwa 95°C zu rechnen. Verschiedene geologische Untersuchungen gehen davon aus, dass etwa 80 Liter Thermalwasser pro Sekunde an die Oberfläche gefördert werden können. Damit könnte eine Wärmeleistung von 21 MW und eine Wärmemenge von etwa 175.000 MWh pro Jahr zur Verfügung gestellt werden. Das würde reichen, um etwa 10.000 Einfamilienhaushalte mit Wärme zu versorgen.

In der Heizzentrale am Bohrplatz im Nordwesten von Vaterstetten, nahe der Autobahnraststätte, soll die Wärmeenergie des Thermalwassers mittels Wärmetauscher in das Fernwärmenetz übertragen werden.

Stand des Geothermieprojekts Vaterstetten

Die Gemeindewerke Vaterstetten sind ein selbstständiges Unternehmen der Gemeinde Vaterstetten, das seit 2015 das Fernwärmenetz stetig ausbaut. Bisher wird das Wärmenetz allerdings zu 85 Prozent über ein erdgasbetriebenes Blockheizkraftwerk und Gaskessel mit Wärme versorgt. Lediglich 15 Prozent der Wärme kommen aus einer lokalen Biogasanlage.

Zukünftig soll die fossile Wärmeerzeugung zu annähernd 100 Prozent durch Wärme aus der hydrothermalen Tiefengeothermie ersetzt werden. Im November 2023 wurde die GeoEnergieMünchenOst GmbH & Co. KG gegründet, an der die Gemeinden Vaterstetten, Grasbrunn und Zorneding, sowie die Stadt Haar beteiligt sind. Diese Gesellschaft ist für die Bohrungen sowie die Errichtung und den Betrieb der geothermischen Heizzentrale zuständig. Sie ist der Wärmelieferant für die Wärmenetzgesellschaften der vier Kommunen.

Die Projektkosten liegen bei ca. 50 Mio. Euro (nur Geothermie, ohne Wärmenetz). Der Netzausbau in Vaterstetten wird mit ca. 25 Mio. Euro zu Buche schlagen. Sowohl für die Geothermie als auch für den Netzausbau liegen die Bewilligungsbescheide über die Fördermittel (40 Prozent der Gesamtkosten) des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) vor.

Hier der aktuelle Zeitplan der GeoEnergieMünchenOst GmbH & Co. KG:

Anhang: Informationsquellen über Tiefengeothermie
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